24h Duisburg 2016

Per Schallwellen den Monte-Schlacko hoch getragen…

Es ist soweit! 24h Duisburg, das ultimative 24h MTB Rennen im alten Landschaftspark Duisburg startet in 20 Minuten. Es ist das Rennen bei dem mein damaliger Gedanke (vor ca. 3 Jahren) einmal als Solofahrer ein 24h Rennen zu fahren anfing zu brodeln! Und seit dem träume ich davon genau bei dieser Kultveranstaltung einmal ganz oben auf dem Solo-Podium zu stehen.
Ich weiß gar nicht genau warum, aber dieses Rennen hat es mir besonders angetan.
Wenn man in die Siegeslisten schaut, sieht man sämtliche Namen der erfolgreichen 24h Spezialisten auf die ich immer aufgeschaut habe und und es auch noch tue.
Z.b. Michael Kochendörfer vom Team Storck oder Pierre Bischoff der diesjährige RAAM (Race across America – 4800km NON-STOP) Gewinner, usw.

„Irgendwann mal, irgendwann werde ich dieses Rennen einmal als Solofahrer gewinnen…“

… Mit diesem Satz bin ich meiner Frau und Teammitgliedern die letzten beiden Jahre des Öfteren auf die Nerven gegangen und habe teilweise unverständnisvolle Blicke geerntet .

Dieses Jahr ist Pierre Bischoff wieder am Start und trudelt in sympathischer Manier ca. 5 Minuten vor Startschuss zur Startaufstellung. Er wird mit einem enormen Applaus vom Puplikum empfangen und reiht sich neben mir ein. Nach einem kurzen Interview und Pierre´s Vorstellung seines mittlerweile in der Szene bekannten „Tüten-Müsli“ inkl. Geschmacksprobe fällt der Startschuss.

Die ersten km sind wie oft üblich von einem E-Bike Fahrer Marke – „Die Ruhe vor dem Sturm“ neutralisiert. Der offizielle Start wird von Pierre direkt mit einem enormen Tempo begonnen. Ich fahre ein paar Kilomieter am Hinterrad und entscheide, dass das Tempo von ca. 350W im Windschatten zu schnell für mich ist! Ich lasse reißen und fahre etwas gedrosselt weiter. Ein paar Solofahrer überholen mich und folgen Pierre bei seinem irren Tempo.

Die ersten Stunden laufen eigentlich gut und genau nach Plan. Ich fühle mich super, und auch die neue Ernährung welche ich in den letzten Rennen und Trainings getestet und immer weiter optimiert hatte funktioniert super! Mein Betreuer Martin Hitz macht einen super Job und versorgt mich mit allen vorher definierten Sachen. Hier auch danke an meine Frau welche die letzte Zeit und den Tag zuvor viel Zeit in der Küche für meine Wünsche/Ideen verbracht hat!

Nach ca. 5-6 Stunden bekomme ich Anzeichen von Krämpfen im linken inneren Oberschenkel. Ich ließ die Salzmenge in den Getränken erhöhen und fuhr ein paar Runden etwas lockerer. Die war gar nicht so einfach bei den enormen Anfeuerungen von den Zuschauern am Monte-Schlacko! 😉
Nach 1-2 Stunden wurde es tatsächlich wieder besser. Ich konnte wieder an Tempo etwas zulegen ohne Probleme zu bekommen. Leider habe ich dieses Jahr des Öfteren Probleme mit Krämpfen, konnte aber die Ursache dafür noch nicht richtig feststellen.

Auf Platz 3 liegend geht es in die Nacht. Da ich die Lampen schon vorher montiert hatte brauche ich auch nicht anzuhalten. Um ca. 1:00 Uhr nachts mache ich meinen ersten Boxen-stop zum pinkeln, lasse den Lampen-Akku Wechseln und die Kette ölen. Dann geht es weiter.
Leider hat der neue Akku einen Wackelkontakt, so dass bei jeder 10. Erschütterung die Lampe ausgeht. Ich warte noch ca. 2 Std. bis der alte Akku wieder etwas geladen ist und halte nochmals kurz zum Akku-Wechsel an.

Zwischenzeitlich bin ich auf den Führenden Björn Fischer aufgeschlossen und wir befinden uns ca. 1 Runde vor dem 3. Platzierten Thomas Jäggle vom Team Craft Rocky Mountain. Pierre Bischoff erfahre ich hat das Rennen aufgrund von Atemproblemen beendet. Mir war das Tempo von Björn aber zu unrhythmisch und ich kam irgendwie aus dem Tritt. Also entscheide ich mich schweren Herzens Björn nach ein paar wieder ziehen zu lassen und mein eigenes Tempo weiter zu fahren.
Die restliche Nacht versuche ich den Abstand nicht größer als 5min wachsen zu lassen. Die Müdigkeitsanfälle bekämpfte ich diesmal erfolgreich mit Koffeintabletten.

Die ersten Tageslichtstrahlen erscheinen am Horizont. Ein geniales Gefühl! Nun sind es noch ca. 7 Std. Mittlerweile tut wiedermal alles weh. 6 Std. vor Schluss entscheide ich mich für einen letzten Pinkelstop bevor ich alles auf eine Karte setzen werde und die Aufholjagd plane zu starten.
Jetzt alles oder nichts war mein Plan. Ironischerweise fühlte ich mich trotz erhöhtem Tempo erstaunlich gut. Ich fahre so schnell ich konnte und kam immer näher zum Führenden.
Ca. 4 Std. vor rennende fahre ich auf Björn auf und nach erneuter kurzer Begrüßung (hier von meiner Seite aus noch einmal ein super Kompliment an Björn und Thomas! Genial wie kollegial bzw. freundschaftlich und fair der „Konkurrenzkampf“ ausgetragen wurde! Man merkte richtig wie der gegenseitige Respekt vor der Leistung des anderen in der Luft schwebte… Top!) lege nochmals einen Zahn zu.
Und nach ein paar km schaffe ich es wirklich dass Björn abreißen lassen muss. Die kurzen Glücksgedanken nur kurz, da ich nun versuchen muss den Abstand zu vergrößern.

Was die letzten Stunden am Monte-Schlacko los ist , habe ich noch nicht erlebt! Gänsehaut pur! Einfach der Wahnsinn wie die Zuschauer dort abgehen! Dieses Gefühl muss man erlebt haben:
Du fährst links um eine Spitzkehre, und von da an geht es einen ca. 300-400m langen 2m breiten Schotter- Anstieg hinauf welcher mit jedem Meter immer steiler wird. Am Ende sind es ca. 20%. Links und rechts stehen Zuschauer in 3er-4er Reihen hintereinander und jubeln, klatschen, singen, tröten, rasseln, brüllen, rufen deinen Namen als gäbe es kein Morgen mehr!
Es ist teilweise so laut dass mir oben auf der Kuppe die Ohren pfeifen! Einfach nur geil!
Das puscht so dermaßen das man die Schmerzen teilweise kurz gar nicht mehr bemerkt. Evtl. sind es aber auch die Schallwellen welche einen hinauf tragen 😉 Dafür vielen Dank an Alle Zuschauer welche da standen falls dies hier jemand davon liest !! Gott sei Dank kann ich den Vorsprung relativ schnell auf ca. 1 Runde ausbauen, tempo reduzieren und anfangen die letzten Stunden vom Rennen zu genießen.

Auch die beiden Betreuer-Lager von Björn und Thomas feuern mich mittlerweile an! Und dies ist es was den Sport so ausmacht! Der Respekt voreinander und der Leistung des Anderen! Dafür auch nochmals Danke!

Die letzten beiden Runden entscheiden Björn, Thomas und ich gemütlich zusammen auf der Strecke zu verbringen, jeder seine Renngeschichte erzählen zu lassen, zu lachen anschließend um punkt 12:00 Uhr gemeinsam über die Ziellinie zu fahren!

Ich habe es tatsächlich geschafft! Ein ca. 3 Jahre alter Traum geht in Erfüllung! Mit 74 Runden und damit ca. 590 gefahrenen Km kann ich die Soloklasse gewinnen! Ich bin einfach nur glücklich und auch froh dass das Rennen „endlich“ vorbei ist.

Viele fragen mich regelmäßig warum ich dies alles mache!? Wozu das Ganze?! Dazu gibt es einfach keine einzelne genaue Antwort. Aber das oben beschriebene sind u.a. genau die kleinen i-Tüpfelchen auf der Antwort!
Ich liebe einfach diesen Sport, die Wettkämpfe, die Vorbereitung, die Entbehrungen, das Training, die Bikes (und besonders die von Hape-bikes.de 😉 ), die teilweise positiv verrückten „Szene-Kollegen“ alá Muschi, den fairen Konkurrenzkampf und meinen inneren Schweinehund dem ich so herrlich gerne in den Arsch trete 😉 !!!

Vielen Dank an Martin für deinen top Betreuer Job! Super gemacht! Danke an meine Frau Sarah welche als „Co-Betreuerin“ dabei war und dafür sorgte dass Martin nicht umkippte/durchdrehte 😉! Danke an Northwave, MET und Schwalbe für das Material und vertrauen! Danke an Hape-Bikes für das Top Material welches problemlos funktionierte! Und danke an Hosea von Staps für die top Trainingsbetreuung.

Seht Euch das Video dazu an!

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