Bericht über den 1. Teil des Bike fitting bei Staps mit Gebiomized :
Kaum war das Hape-bike für das Race Across Germany fertig, so ging es zum Bike fitting nach Köln zu Staps.
Das ganze Bike , und damit auch das Fitting ist ein penibler Kampf mit Kompromissen.
Aerodynamisch aber dennoch bequem!
Steif aber dennoch dämpfend!
Leicht aber dennoch stabil!
Schnelle aber dennoch unempfindliche Komponenten!
Geringer Rollwiderstand aber dennoch pannensicher!
Moderne aber dennoch einfach einzustellende / zu reparierende Ausstattung!
Ein Zeitfahrrad und Bergrad zugleich!
Dies sind nur einige der Schwierigkeiten mit welchen ich Hans Peter Schumacher von Hape-bikes konfrontierte, und ich könnte die Liste ewig weiterführen…
Nachdem Hape mir ein, unserer Meinung nach perfektes Bike für mein Vorhaben gebaut hatte, stand nun die Stunde der Wahrheit beim Bike fitting in Köln an um zu erfahren wie „perfekt“ es wirklich ist .
Um es vorweg zu nehmen: Auch beim Bike-fitting gibt es kein richtig oder falsch, kein gut oder schlecht , kein „ich geb deine Maße im PC ein und bekomme die Einzustellenden Werte raus „ , es ist auch hier wieder der Kampf um die Perfektion bei der Abwägung von Kompromissen!
Es ist unglaublich auf was es alles ankommt wenn man eine „aktuell persönliche perfekte Sitzposition „ für ein 48 Stunden Ultracycling Event finden möchte.
Staps arbeitet mit der Messtechnik von Gebiomized zusammen. Dies sind sehr empfindliche Druckmesssensoren, angebracht auf Sattel und Schuhsolen um jede noch so kleine ungleichmäßige oder punktuelle Druckverteilung zu messen und farblich übersichtlich am PC darzustellen.
Die zweite technische Komponente besteht aus verschiedenen Kameras welche aus unterschiedlichen Betrachtungswinkeln den Körper aufnehmen und so am PC die zugehörigen verschiedenen Winkel von sämtlichen Körperteilen zu messen und darzustellen.
Aber angefangen hat alles mit einem Beweglichkeits- und Bewegungsdefizittest.
Erstaunlicher weise schloss ich bei diesem Test hervorragend ab.
Dann ging es das Erste mal rauf aufs Bike.
Dieses wurde auf einem Tacx Trainer montiert und mittels einer Vorrichtung von Gebiomized genau ausgerichtet.
Als erstes wurden sämtliche Messungen und Video’s bei aktuellen Einstellungen vorgenommen und gespeichert.
Dann ging es ans Optimieren.
Da das Ziel ist soviel zeit wie möglich bei dem Race Across Germany in der Aero- bzw. Aufliegerposition zu verbringen, wurde sich darauf geeinigt das Bike und die Position auch dieser so perfekt als möglich anzupassen.
Alles startet mit dem Fundament, den Füßen.
Hier wurden die Cleats und Solen angepasst und eingestellt. Hier hat Gebiomized eine Art Fusssolen Scanner um die perfekte Solenform zu finden.
Bei mir waren die Solstar Solen aber so perfekt dass Staps von einer Änderung absah.
Man hat aber die Möglichkeit sich über Gebiomized angepasste Solen und Sättel anfertigen zu lassen.
Wie perfekt die Solestar Solen für mich waren erkannte man auch deutlich an der Druckmessung. Jeder noch so kleiner punktueller Druck mag die ersten Stunden im Sattel kaum auffallen bzw. stören, aber nach >24 Stunden andauernden Treten macht es sich enorm bemerkbar.
Die Folgen sind Schmerzen, Fehlhaltungen um die Druckpunkte zu umgehen, Krämpfe, Frust usw.
Als nächstes stand die erste Optimierung der Sitzposition an. Es wurden Sattelhöhe, Nachsitz und Sattelneigung so lange optimiert bis der perfekte Kompromiss aus Tretwinkel, Knieverlauf und Beinverlauf, Sitzdruckverteilung und ganz wichtig das persönliche empfinden gefunden wurde.
Dies schreibt sich leichter als getan!
Jede einzelne der o.g. Einstellung beeinflusst oft eine andere Einstellung oder Druckverteilung.
So musste nach jeder noch so kleinen Einstellung immer wieder alles gemessen werden um sicher zu sein sich in keinem „Workpoint“ zu verschlechtern bzw. nur in dem Maße zu verschlechtern wie es für mein Vorhaben von geringer Bedeutung ist.
Hier wurden die verschiedensten Sattelvarianten getestet bis der ideale Sattel gefunden wurde.
Bei mir ist es der durch die Firma Kohlenstoff.cc leicht modifizierte Tune Kommvor Carbon Sattel. (Ein genialer Sattel!)
Um es noch ein wenig komplexer zu machen wurden sämtliche Messungen bei einer lockeren Grundlagenbelastung sowie einer Rennbelastung durchgeführt da hier teilweise große Unterschiede auftreten können.
Mittels den Sensoren konnte z.b. gemessen werden wie weit die Position auf dem Sattel nach vorne/hinten sowie seitlich während dem Treten „schwankt bzw. wandert“.
Mit dem Ergebnis konnten dann Rückschlüsse zu Sitzhöhe und Neigung usw. und möglichen Optimierungen gezogen werden.
Alles wurde so lange verbessert bis der ideale Kompromiss gefunden wurde.
Nun ging es an die Aeroposition.
Auch hier musste die Balance aus Aerodynamik und Komfort gefunden werden.
Dank meinem gedämpften Redshift Vorbau hatte ich beim Komfort schon gute Karten als Basis.
Die Einstellung der Aeroposition kostete die meisste Zeit.
Sämtliche Einstellmöglichkeiten wurden Stück für Stück optimiert.
Verschiedene Winkel, Längen, Breiten, Höhen, Vorbauten und Neigungen wurden getestet und alles mittels Sensoren schwarz auf weiß festgehalten.
Wieder alles bei verschiedenen Belastungen.
Auch jetzt musste teilweise noch die Sattelposition neu angepasst werden.
Am Ende wurde die für mich „aktuell perfekte Position„ gefunden.
Aktuell, da sich nun der Körper erst einmal an die neue Position gewöhnen muss.
In ca. 3 Monaten wird dann ein erneuter Feldtest durchgeführt , bei welchem die Einstellungen noch einmal auf einer Radrennbahn, quasi unter Live-Bdingungen geprüft und optimiert werden. (Auch dies ist ein großer Vorteil der Gebiomized Technik. Die Übertragung der Messergebnisse der verschiedenen Sensoren funktioniert via Funk)
Ziel wird es dort sein evtl. noch etwas aerodynamischer zu werden um bei gleichem Kraftaufwand schneller zu sein.
Auch der 2. Teil wird bestimmt wieder ein Kampf um die guten alten Kompromisse sein !
Vielen Dank an Staps für die Arbeit und vor allem Geduld mit mir!