24h Duisburg 2017

Rennbericht 24h Duisburg 2017

Das ganze Jahr über habe ich mich auf das 24h Rennen in Duisburg gefreut.
Irgendwie liebe ich dieses Rennen, die Atmosphäre, die Stimmung und der Landschaftspark Nord haben es mir einfach angetan.
Da Duisburg und Rad am Ring (mein eigentliches Heimrennen) diesmal wieder mit nur 1 Woche Abstand liegen habe ich lange überlegt wo ich starten soll.
Habe mich dann für Duisburg in der Soloklasse entschieden, was mit 2 Wochen nach dem 24h Night on bike noch 1 Woche mehr Erholung versprach.
Zwei 24h Rennen innerhalb nur 1 Woche würde ich nicht packen. (Es soll aber Leute geben welche dies machen und sogar noch gewinnen ! Aber dazu später mehr …)

Leider stand das ganze Rennen bzw. die Woche vor dem Rennen unter keinem guten Omen. 6 Tage vorher ging der Motor meines Campingbusses kaputt, beide Hinterräder gingen kaputt (Danke nochmal Hape für die schnelle Hilfe !!) und 4 Tage vorher sagte mir auch noch mein Betreuer ab.
Ich hatte quasi ne richtige Glückssträhne.

Egal. Die Woche vorher war auf gut deutsch Stress pur und hatte nichts mit meinem eigentlichen Vorbereitungen auf ein Rennen zu tun.
Aber irgendwie wirds schon klappen dachte ich mir.
So musste Ersatzauto , Zelt usw. kurzfristig organisiert werden. Als Betreuer sprang dann meine Frau kurzerhand ein und damit Sarah nachts wenigstens ein paar Stunden schlafen konnte bot sich mein Nachbar an zumindest für die Nacht als Betreuer vorbei zu kommen.
Danke dafür!!!

So, jetzt aber genug mit der motzerei, denn irgendwie hat alles halbwegs geklappt und ich stand pünktlich um 12:00 Uhr im Regen im Startblock 1 der Solofahrer.

Wie eigentlich immer ging es sehr zügig los.
Mir wie auch fast immer eigentlich zu zügig.
Ich brauche immer eine gewisse Zeit um in die Gänge zu kommen und daher sind die ersten Rennstunden für mich selten die „schönsten“.
Dies war ich mittlerweile ja gewöhnt , und lasse mich dadurch auch nur selten aus der Ruhe bringen.
Aber als ich nach ein paar Stunden von meiner Frau hörte dass ich auf Platz 3 bin und der Führende schon über 1 Runde Vorsprung hat , wurde mir schon etwas anders. 
Ich konnte das kaum glauben. Was Bitteschön ist dass für ein Kranker Starker Typ da vorne ?! 

Ich schaute mir kurz meine bis dato getretene durchschnittliche Leistung an und entschied mich nicht schneller zu fahren. Das würde nicht gutgehen.

Also weiter wie bisher. Nahrungsaufnahme durch meine Frau klappte super und ich fühlte mich sehr gut. Von dem erst 2 Wochen alten 24h Night on bike spürte ich ehrlich gesagt nichts negatives mehr. Jeder sagte mir vorher dass die Erholungszeit zu kurz wäre.
Am Ende erfuhr ich dass der Sieger Keke sogar noch die Woche vorher das 24h Rennradrennen bei Rad am Ring in der Soloklasse gefahren ist. 
Krasser Starker und auch noch verrückter Typ ! 

Bei Stunde 8 ca. bekam ich einen enormen Tiefpunkt.
Ich bin es mittlerweile gewohnt während Wettkämpfen mit Tiefs umzugehen und habe für mich einige Wege gefunden diese durchzustehen, aber so schlimm wie diesmal hatte ich es mental noch nie.
Ich hatte einfach keine Lust mehr weiter zu fahren. Ich wollte nicht mehr treten. Ich wollte einfach nur noch liegen und schlafen.
Ca. 1 Stunde kämpfte ich mit mir selber bevor ich bei meiner Frau anhielt , ihr das Rad in die Hand drückte und ihr sagte dass ich aufhören werde. Ich bekam die Worte kaum über die Lippen, da Aufgeben für mich eigentlich IMMER ein no-Go war. 
Ich setzte mich auf den Stuhl, zog Helm und Handschuhe aus und blickte einfach nur ins Leere. Ein ganz merkwürdiges Gefühl.
Ich hab auch keine Ahnung was meine Frau zu mir sagte, oder was ich dachte , oder wie lange ich da saß.
Meine Frau sagte mir nachher es wären knappe 5 Minuten gewesen die ich einfach nur stur da gesessen hätte.
Sie hat in der Zeit meine Kette neu geschmiert.
Ich kann auch nicht sagen wie es dann dazu kam, aber ich wurde wütend auf mich selber!
Ich hatte plötzlich nur noch Wut in mir und auf meinen inneren Schweinehund der kurz davor war mich zu „besiegen“.
Ich stand auf, bat meine Frau sie soll mir trockene Handschuhe geben, zog den Helm wieder an und sagte ihr dass ich weiter fahre!

Ich saß wirklich wieder auf dem Rad. Wiedermal sprach ich mit mir selber und fuhr mir die Wut auf mich selber aus dem Leib.
Und es funktionierte! Nach gut 3 Runden war das Tief überstanden und ich fühlte mich wieder sehr gut.

Mittlerweile hatte Keke dann 2 Runden Vorsprung und ich fuhr ein paar Runden mit ihm zusammen bis ich mein Lampenakku wechseln musste.

Nun waren noch ca. 12 Stunden zu fahren und ich lag auf Platz 2 hinter Keke dem Sieger der 2er Klasse vor 2 Jahren und Björn Fischer der Vorjahres 2. und 2. der 12h Night on bike.

Ab da lief es bei mir erstaunlicherweise immer besser.
So hatte ich,wie auch immer ich es in der Nacht geschafft hatte, bei Sonnenaufgang „nur“ noch 1 Runde Rückstand.

Ich fing an zu überlegen ob ich es noch schaffen kann. Ich müsste schneller fahren. Aber was wenn ich eingehe und sogar noch den 2. oder 3. Platz verliere ?! 
Ich entschied mich ca. 5 Std. vor Rennende alles auf 1 Karte zu setzen.
Ich gab Gas! Entweder ich probiere es und es klappt, oder ich gehe ein und komme nicht mehr an.
Ich war über mich selber erstaunt wieviel Watt ich noch auf die Kurbel bekam.
Und tatsächlich kam ich immer näher.
Jede Runde machte ich 30-40 Sek. gut auf Keke. Ich fuhr im wie von der Teranntel gestochen und 45 min vor Schluss rief mir Sarah zu :“ nur noch gut 3 min !!! “
Die nächste Runde 30min vor Schluss waren es noch 1:55 min.
Als ich um 11:45 Uhr über die Ziellinie fuhr sagte der Sprecher ich hätte nur noch 1:30 min Rückstand.
Ab 12:00 Uhr ist das Rennen beendet, und es wird keine weitere Runde gezählt. Wer es noch bis 11:59:59 Uhr übers Ziel schafft kann noch 1 Runde fahren.
Das wird dermaßen scheisse knapp dachte ich mir. Ich muss bis 11:59:59 Uhr übers Ziel fahren , dann wären es noch 2 Runden, dann könnte ich diesen Keke noch kriegen !!!
Ich fuhr wie ein Geisteskranker durch die letzte Runde und war in fast jeder 2. Kurve kurz vor einem Sturz.
Dann den Monteschlacko hoch,wo mir Zuschauer vom Rand zuriefen :
“ der ist grad hier vorbei ! Schneller! Noch 1 Minute!“
Auf der Kuppe dachte ich mir gehen im warsten Sinne des Wortes die Lichter aus .
Mir würd richtig schwarz vor Augen und ich taumelte irgendwie die Abfahrt runter Richtung Ziellinie, welche ich um 12:00:20 Uhr überquerte.

Scheisssssssse  verkackt (mehr dachte ich in dem Moment nicht ….)
Ich ließ mein Rad einfach fallen und setzte mich an den Rand. Damit endeten meine bis dato schlimmsten und schmerzhaftesten 4 Stunden die ich je hatte. 

Keke ist kurz vor 12:00 noch übers Ziel und konnte so noch seine 78 Runde beenden und hat verdient gewonnen!
Glückwunsch und Respekt von mir dafür!

Vielen Dank an meine Frau Sarah welche die Betreuung zum ersten Mal , aber super gemacht hat !!
Ebenfalls Danke an Nachbar Patrick welcher mich nachts gerettet hat!
Danke auch an das komplette 24h Team Northwave welche mich und meine Frau während dem Wettkampf geholfen haben!
Und Danke an Benjamin , meinem neuen Trainer von STAPS für die super Vorbereitung und motivierender Worte auf der Strecke! (Und Glückwunschzum Sieg im 4er mit dem Team herzlichst Zypern )

 

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